Chã das Caldeiras – Ein Traum am Fuße des Vulkans
Delta Four Charlie Charlie Bravo. Morabeza calling, ready for departure. Keine 30 Zeigerumdrehungen in der Propellermaschine und man gelangt von der Hauptstadt des Archipels (Praia) in die wohl schönste Stadt der Inselgruppe: São Filipe
Boarding mit Stil. Der Fluggast gewinnt fast den Eindruck sich in einer vom Modepapst Karl Lagerfeld inszenierten Show zu befinden. Tiré à quatre épingles sind die hübschen Flugbegleiterinnen, die jeden Passagier mit einem natürlichen Lächeln und am Guazle mit Maracujageschmack begrüßen.
Noch bevor der Drops gelutscht ist hat die Turboprop die maximale Flughöhe erreicht und wir schweben nahezu parallel am Dach der Kapverden vorbei. Eine geheimnisvolle Sehnsuchtlandschaft tut sich auf. Es beschwingt einem das Gefühl, als stünde man direkt am Schlund des Kraters. Aus der Vogelperspektive lassen sich besonders gut die zahlreichen erkalteten Lavaströme erkennen. Unglaublich, welch Urgewalt im großen weisen Mann (damit ist im Volksmund der Vulkan gemeint) steckt. Ohne Umwege steuern wir unmittelbar nach der Landung das Highlight der Feuerinsel an. In 80 Tagen um die Welt? Auf Fogo genügt eine Autostunde und man findet sich auf einem anderen Planeten wieder. Die herzlichen, gastfreundlichen Bewohner der Caldeira, die seit mehreren Generationen dem aktiven Vulkan trotzen, scheinen von einem anderen Universum zu sein.
Gelassen und in sich gekehrt ruhte der Mnio Schod, so nennen die locals liebevoll ihren Berg, fast 20 Jahre vor sich hin bis es Ende November 2014 zu einem verheerenden Ausbruch kam. Die Lavaströme des piquo pequeno verschlangen die Dörfer Portela und Bangaeira. Wie Phönix aus der Asche gingen die Leute im Vulkan mit erhobenen Hauptes und stolz geschwellter Brust das Projekt Wiederaufbau an. Die Natur hat unsere geliebte Heimat nur umgestaltet, das Leben am Fuße eines Feuerberges ist eben ein zweischneidiges Schwert. Wir leben mit den Kräften aus der Erde. Die vulkanische Erde ist sehr sehr fruchtbar, ob Weintrauben, Melonen oder Äpfel – hier wächst schier alles wie Unkraut. Ob groß oder klein, jeder die Caldeira im Herzen, keiner will dieses magisches Fleckerl jemals verlassen.